Unverspurter Schnee, unberührte Landschaften, keine Menschenmassen, atemberaubende Aussichten: Das Skifahren im Backcountry hat viele Vorteile. Doch es gibt auch einen großen Nachteil: die Lawinengefahr.
Studien haben gezeigt, dass Lawinenairbags die Chance, eine Lawine zu überleben, deutlich erhöhen können. Was solltest du also über diese potenziellen Lebensretter wissen? Was macht einen guten Lawinenrucksack aus und wie funktioniert er?
Zusammen mit den Profis von Mammut haben wir einige nützliche Fakten zu Lawinenrucksäcken und ihren Vorteilen für dich zusammengestellt.
Was ist ein Lawinenrucksack?
Ein Lawinenrucksack ist ein Rucksack mit integriertem Lawinenairbag-System. Der Lawinenairbag ist im Grunde ein großer Ballon, der sich aufbläst, wenn man an einer Schnur oder einem Griff zieht. Durch den aufgeblasenen Airbag ist es weniger wahrscheinlich, von einer Lawine vollständig verschüttet zu werden, was zu einer schnelleren Rettung beitragen kann.
Wie funktioniert ein Lawinenairbag?
Die meisten Airbag-Systeme funktionieren nach demselben Prinzip: Bei der Aktivierung wird der Airbag mit Luft aus einem integrierten Druckgasbehälter gefüllt. Dadurch bläst er sich innerhalb von drei Sekunden auf und gibt dir zusätzliches Volumen, was dir hilft, so nahe wie möglich an der Schneeoberfläche zu bleiben.
Warum ist das so? Weil die Funktion eines Lawinenairbags auf dem physikalischen Gesetz der „inversen Segregation“ beruht. Das bedeutet, dass in einer sich gleichmäßig bewegenden Masse von Teilchen die kleineren Teilchen (= Schnee) nach unten gezogen werden, während die größeren (= du) an die Oberfläche steigen.
Es geht also nicht darum, dass der Airbag dich im Schnee sozusagen über Wasser hält – es ist dein durch den Airbag insgesamt größeres Volumen, das dich retten kann. Stell dir einfach eine Müslipackung oder eine Nusspackung vor. Wenn man sie schüttelt, sammeln sich die größeren Rosinen und Nüsse oben. Deshalb nennt man dieses Phänomen auch den „Paranuss-Effekt“ – wobei du in einer Lawine quasi die große Paranuss wärst.
Dank diesem Effekt kann ein Lawinenairbag wie der Flip Removable Airbag 3.0 ready von Mammut deine Überlebenschancen in einer Lawine deutlich erhöhen – vorausgesetzt, du trägst ihn und setzt ihn richtig ein!
Welche Arten von Lawinenairbags gibt es?
Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Arten von Airbag-Systemen unterschieden:
integriert
- kombiniertes Gurtzeug-, Rucksack- und Airbag-System
- Das Rucksackfach hat ein fixes Volumen.
Base Unit
- spezieller Rucksack und Gurtzeug mit eingebautem Airbag-System
- ermöglicht das Anbringen von Taschen unterschiedlicher Größen mit Reißverschluss
entnehmbar
- Aufblassystem, Schläuche und Airbag können entfernt werden.
- kann in verschiedene kompatible Rucksäcke eingebaut werden
Außerdem unterscheiden sich die Lawinenairbags durch die Anzahl ihrer Taschen:
Mono-Airbags
- werden vom oberen Teil des Rucksacks oder von den Schultergurten aus aufgeblasen
- bieten einen besseren Schutz für den Hinterkopf
Dual-Airbags
- blasen sich an den Seiten auf
- halten dich hoch und horizontal im Schnee
Darüber hinaus gibt es verschiedene Arten von Kartuschen und Auslösemechanismen. Unser Tipp: Wir empfehlen das zuverlässige Airbag-System 3.0 von Mammut. Es ist extrem klein, leicht und vielseitig einsetzbar, sodass man es in verschiedene Rucksäcke einbauen kann.
Wie aktiviert man den Lawinenairbag?
Jeder Lawinenrucksack funktioniert anders, deshalb ist es wichtig, die Gebrauchsanweisung des Produkts sorgfältig zu lesen. Schließlich musst du im Falle eines Lawinenabgangs den Airbag so schnell und effizient wie möglich auslösen.
Wenn du das Auslösen des Airbags in einer kontrollierten Umgebung übst, kannst du besser einschätzen, was dich erwartet.
- Wie stark musst du den Auslöser betätigen, um den Airbag zu aktivieren?
- Wie hört sich das Geräusch an?
- Wie lange dauert es, bis sich der Airbag aufbläst?
Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Probeauslösungen durchzuführen, damit du im Ernstfall weißt, was zu tun ist. Unsere Empfehlung: Mache vor Beginn jeder Wintersaison mindestens eine „Trockenübung“!
Mit den Mammut-Lawinenairbags ist die Durchführung einer Übungsauslösung zum Glück ganz einfach. Damit du deinen Lawinenairbag nicht nach jeder Übung neu zusammenfalten musst, kannst du mit dem mitgelieferten Trigger Test Tool eine Probeauslösung ohne Druckkartusche durchführen.
Übungsauslösung eines Mammut-Lawinenairbags
- Schraube das Trigger Test Tool bis zum Anschlag in die Auslösemechanik.
- Lege den Rucksack an.
- Löse den Lawinenairbag aus.
- Schraube das Trigger Test Tool anschließend wieder von der Auslösemechanik ab.
Reisen mit einem Lawinenairbag
Planst du einen Freeride-Trip weiter weg? Super! Vergiss aber nicht, dass das Fliegen mit einem Lawinenairbag ein wenig zusätzliche Vorbereitung erfordert.
Die gute Nachricht:
- Generell ist es möglich, mit allen Mammut- und Snowpulse-Lawinenairbags zu fliegen.
Der Nachteil:
- Die in den Lawinenairbags verwendeten Druckkartuschen gelten als Gefahrgut, weshalb für das Mitführen im Flugzeug besondere Vorschriften gelten.
Wenn du genauere Informationen zu diesem Thema benötigst, lies am besten unseren Beitrag über Flugreisen mit einem Lawinenairbag.
Um dir einen Überblick zu geben, hier ein paar Fakten zu den IATA-Vorschriften:
- nur 1 Lawinenairbag und 1 Kartusche pro Person
- Die Druckkartusche muss mit Gas der Klasse 2.2 gefüllt sein.
- Die Druckkartusche darf nicht getrennt vom Lawinenairbag transportiert werden.
- Eine versehentliche Auslösung muss verhindert werden.
- Der Airbag muss mit einem Druckablassventil ausgestattet sein.
Wie pflegt man einen Lawinenairbag?
Damit dein Lawinenrucksack eine lange Lebensdauer hat, muss er richtig gepflegt und gewartet werden. Hier ein paar nützliche Tipps, wie du deinen Mammut-Lawinenairbag optimal in Schuss hältst:
- Reinige ihn nur mit Wasser.
- Verwende keine Lösungsmittel.
- Trockne ihn vollständig, bevor du ihn wieder verwendest.
- Trockne ihn nicht in direktem Sonnenlicht.
- Verwende zum Trocknen keinen Wäschetrockner und keine Heizung.
Lass deinen Lawinenrucksack überprüfen
Wichtig: Wenn du deinen Lawinenrucksack bei einem Lawinenabgang verwenden musstest, dann lass ihn von einem Fachhändler oder Experten in deiner Nähe auf Schäden überprüfen!
Du möchtest deinen Lawinenairbag über den Sommer einlagern? Nimm einfach die Kartusche heraus und bewahre sie zusammen mit deinem Lawinenairbag an einem kühlen, trockenen Ort auf!
Was gehört noch zu einer Basis-Lawinenausrüstung?
Ein Lawinenrucksack kann zwar deine Überlebenschancen in einer Lawine deutlich erhöhen, bietet aber keine vollständige Garantie dafür. Seine Wirksamkeit hängt noch von einer Reihe anderer Faktoren ab. Deshalb solltest du immer eine komplette Sicherheitsausrüstung mitführen. Diese besteht aus ...
- ... einem LVS-Gerät (z. B. Barryvox® von Mammut),
- ... einer Lawinensonde und
- ... einer Lawinenschaufel.
Nicht vergessen: Der gekonnte Umgang mit der Lawinenausrüstung braucht Übung. Trainiere regelmäßig mit deiner Ausrüstung und nimm an einem Lawinensicherheitskurs teil!
INTERSPORT Rent Tipp
Wenn du ein Freeride-Newbie bist oder noch Fragen zur Sicherheit in den Bergen hast, dann schau in einem unserer INTERSPORT Rent Shops vorbei!
Die RENTertainer vor Ort wissen, worauf du achten musst, um sicher in den Bergen unterwegs zu sein und beantworten gerne alle deine Fragen. Außerdem kannst du aus einem großen Sortiment an Leih-Equipment wählen, das für das Skifahren sowohl auf präparierten Hängen als auch abseits der Pisten geeignet ist.
